Und wenn der Sturm vorüber ist, werden wir uns irgendwann kaum mehr erinnern, wie wir ihn überlebt haben. Wenn Corona uns irgendwann hinter sich lässt, werden wir uns vielleicht nicht einmal
sicher sein, ob wir es wirklich überstanden haben. Nur eins ist sicher: Wenn wir aus dem Sturm kommen, werden wir nicht mehr dieselben Menschen sein, die in ihn hineingeraten sind. Vielleicht
liegt darin der Sinn dieses Sturms. Dieses Sturms an Unsicherheit, Angst, Zweifel und Einsamkeit. Dieses Sturms, der Menschen an ihre Grenzen bringt und manchen nimmt und nehmen wird, was uns
lieb und teuer ist, bis hin zum Verlust geliebter Menschen. Darin einen Sinn zu sehen, ist so, so schwer. Wofür müssen wir diesen hohen Preis zahlen? Wie viel halten wir noch aus? Wie viel
Verlust, Dunkelheit, wie viel Krise? Corona hat ein Ausmaß und eine Kraft, die wir uns kaum vorzustellen vermögen und die uns vor einigen Wochen mit einer Wucht überrollt hat, dass die ganze Welt
den Atem angehalten hat. Eine Pandemie, ein Virus, der uns von innen heraus auffrisst.
Aber kein Sturm ist für immer und so ist auch Corona nicht für immer. Heute ist es noch schwer, heute ist es noch anstrengend, schier endlos und sinnlos, aber vielleicht wird es irgendwann
leichter. Vielleicht braucht es all diese „vielleicht“s und „irgendwann“s, damit wir die Kraft finden, diese Zeit durchzustehen. Diese Zeit voller Einschränkungen, Verzicht und Verlust.
Beschönigen hilft nichts, aber klagen auch nicht.
Denn ist diese Zeit nicht auch irgendwie sehr geprägt von Zuneigung, Zusammenhalt und Achtsamkeit? Vielleicht liegt darin der Sinn dieses Sturms. Die Freiheit in den kleinen Dingen zu sehen und
schätzen zu lernen, sie im Vogelzwitschern vorm Fenster zu hören oder in der Sonne auf der Haut zu spüren. Dankbar sein für unsere Liebsten, für ein Dach über dem Kopf in dieser Zeit, für Essen
und Geld, für jedes kleine Lächeln und jeden Spaziergang im Freien.
Wir dürfen uns Sorgen machen, Angst haben und weinen, aber wir dürfen uns nicht von der Sorge auffressen, von dem Sturm entmutigen lassen.
Denn irgendwann wird dieser Sturm vorüber sein und dann werden wir uns kaum erinnern, wie wir ihn überlebt, ihn durchquert haben. Nur eins ist sicher. Wenn wir aus dem Sturm kommen, werden wir
nicht mehr dieselben Menschen sein, die in ihn hineingeraten sind. Vielleicht liegt darin der Sinn dieses Sturms. Nutzen wir die Chance, die Corona uns bietet und lassen wir uns nicht von der
Angst auffressen.
Maren Mitterer, 10a
inspiriert von Haruki Murakami, Kafka am Strand
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Streichequeen. 02 (Montag, 13 Dezember 2021 16:22)
Sehr schön geschrieben!